Winter

20 10 2019

Vom sommerlichen Rennen reichlich noch getrost

Und nicht begriffen, dass das Spiel verlor´n,

Noch Kraft im Herzen, noch der Kopf empor

Begegn´ ich diesem ersten leisen Frost.

.

Er tritt heran so weich und so umsichtig,

Allwissend wie ein alter Psychiater,

Der meine Regungen – wie eine Maus ein Kater –

Erkannt, belächelt hat… und hingerichtet.

.

In sein beruhigender Hand gefangen,

Vergeblich ringt man: noch ein Schritt! Ein Wort…

Er ist zu zart, zu unausweichlich, dieser stiller Tod.

Ich zittere nur kurz – und bin vergangen.





our rags of light…

1 10 2018

Puzzling and humbling:

living them through,

these stolen moments of peace,

of sacred shared-ness

amongst the daily roam.

These tiny emeralds of easiness,

of unexpected fun

of being

simply me

or

simply you.

Cheerful recognition

of those

rags of light

smiling back in the eyes of the other.

 

 





Atemzug

27 09 2018

Ich bin ein Atemzug,

zögerlich und still,

unentschlossen,

kaum bemerkbar.

Wenn ich nicht tobe und platze,

könnte man glauben,

es

gibt

mich

gar

nicht.

Ich bin nicht mehr, als

dünner Schmetterling

aus Luft und Licht,

aus Lust und Leben.

 

Ich häng´ an deinen Lippen,

Und wenn du innehältst,

verstummt,

verträumt,

verstohlen,

komme ich

zum

Atem. still. stand.

 





De-Oyster-ised – 2

3 09 2018

Gratwanderung der wund gekratzten Seele,

Kaum mehr gesichert durch den strafen Geist,

Bewusst entwurzelt, auf den Kopf gestellt,

Wie sie so trostlos heiter ihre Schale reißt,

Und auf den Scherben dieser Schale tanzt…

 

Und singt, und jubelt Menschen zu: Gewohnheit

Nur niemanden verlezten! Niemandem zu Last!

Im Schaukeln zwischen Übelkeit und Wonne,

Zwischen der Zuversicht und Ohnmacht. Höhenangst

Und elendige Einsamkeit nach Innen.

 





…erschüttert, schüchtern und berauscht…

13 08 2018

Erschüttert, schüchtern und berauscht. Vielleicht

wie jenes taube Kind auf einem alten Foto, –

das durch das Hörgerät zum ersten Mal im Leben hörte:

Entsetzt und endlos fasziniert zugleich.

Keine Vernunft betäubt mehr dieses Schwärmen,

Dies stumme Drücken unter meinem Schlüsselbein…

Mach meinen Brustkorb auf und lass mich frei:

Ich hätte für uns beide wohl genügend Wärme.





Pendelschläge. II

5 07 2018

II. Adieu, die Morgenröte!

 

Ich will es dürfen!

Schluss mit langem Reden,

Gewissensbissen, keuscher Frömmelei.

Ich bin kein Engel,

Und Schluss mit diesem Wollen,

einer zu sein!

 

Ein dieser ephemeren, abgeklärten Wesen,

Die ihren ungeheuren, schräg gestreiften Geist

Mit Bach und Händel regelmäßig töten,

Bevor er, von dem Leben überfallen,

Ihnen entgleist.

 

Gegrüßt sei du, mir längst bekannte,

interpretationsbefreite Feiernacht,

Du, die da in den Ohren trommelt.

Wein

ausgebrochen

aus dem schweigsamen Dekanter,

Ein Sprung in einen unerwarteten und fast verkannten,

Sommer…

Der Rhythmus des Adrenalins im Blut,

Verzaubert, aufgewühlt, erwacht.

Adieu, die fromme Morgenröte!





Dschinn

7 12 2017

Ein Hauch des Atems,
kaum bemerkbar in der klaren Luft des frühen Morgens.
Ich habe keine feste Form,
ich bin kein Mensch,
du kannst mich nicht berühren:
Es geht nicht. Denn
ich bin ein Hauch,
ein Atemzug,
nicht mehr.

Ein kleines bisschen Wärme,
stumm und lächelnd,
die Augen sprechen mehr als es die Lippen könnten,
die Augen sprechen Welten,
blick mich an,
tritt ein,
ich öffne dir die Tür,
tritt weich voran,
du trittst auf meinen Träumen
wie schön war das, was für ein weiser Vers –
von Menschenhand geschrieben.
Menschen… Menschlich…

Ich wäre gern ein Mensch.
Weißt du,  so einfach: Mensch! –
Ich möchte´s – ah! – so endlos gern:
Langsamer denken
und ein bisschen stumpfer fühlen,
ein wenig wen´ger sein, und doch zugleich viel mehr!

Ich möchte wissen, wann man lacht und trauert,
wem man die Hand reicht und vor wem sich scheut,
Wie man das Maß entdeckt und nichts vermisst,
Von maßloser Mäßigkeit des Seins erschlagen.

Ich wüsste es so gerne, wie man mal die Augen schließt,
Und Ruhe findet, plötzlich fromm und leise.
Und keine Universen vor sich ziehen sieht,
Vergangenheit und Zukunft, tief verflochten,
Noch Heute oben drein,
nach links gedreht,
grobkörnig, bunt und biegsam,
irreführend,
verrückt und so betörend,
unbegreiflich schön –
Wie der Tibetteppich Lasker-Schülers!

Ich wüsste´s gern wie man die Augen schließt,
Und bringt den Geist zu solchem leisen Schlummern,
Dass dieser Geist nicht wacht, und lässt dich leben:
wie man den Körper schmilzt und doch erhalten bleibt…

Ich wär´ so gern ein Mensch…





Sommer in der Stadt

19 10 2017

Sommer in der Stadt:

Zucker, Benzin und Parfüm in der zitternden Luft,

Der Gehsteig glüht vor Hitze.

Eine junge Frau im samtenen Kleid –

eine fließende Kurve zum Staunen.

Ein Kind blickt mich an

durch die Lokalvitrine,

nachdenklich und naiv, so unbekümmert rein –

Ein kleiner Weiser! –

Und ich muss lächeln…

 

Bewegung überall: ein Werktag,

hin und her und wieder zurück,

den Geschäften nach,

Alles bebt

Und fließt

Und atmet

Frei…

So schön ist das!

Ich bin am Leben!

Das Herz schlägt – ich schlage noch! –

Verliebt in diese Stadt:

Wo waren doch meine Augen früher?





Liebe mich bitte ein wenig…

5 10 2017

Liebe mich bitte ein wenig

Ein kleines winziges Bisschen,

Irgendwo ganz am Rande:

Mehr will ich eh nicht.

 

Mit deinen nachdenklichen Augen

Blicke mich wissend an,

Sonst wäre es alles zu weit,

Nutzlos schwer zu ertragen.

 

Schwerlos, hell und leichtsinnig,

So unverfälscht und schön.

Liebe mich nur beiläufig,

Stumm und unendlich innig.

 





Dein Wein ist – oh! – so schwer…

14 09 2017

Dein Wein ist – oh! – so schwer, mein liebes Leben! –

Er schlägt ohne Erbarmung in den Kopf.

Man trinkt ihn, würzigen, so gern, und hofft,

Das Fest wird dauern, und das Meer ist hoch,

Mag sein, am Tag danach kommt keine Ebbe…

 

Sie kommt… Sie rauscht und lässt dich hilflos liegen,

Brust aufgemacht, Herz rast, entblößt, verletzt,

Von biederer Normalität zutiefst entsetzt,

Verständnis suchend bis zum letzten Allerletzt –

Es glaubte gestern Nacht es könne fliegen.

 

Und morgen wieder, Kopf erhoben, Wunden frisch geleckt,

Man will noch mehr von deinen bunten Früchten:

Bewegungen, Texturen, Seufzer und Gerüchte,

Dein Wein ist – ah! – so schwer, und er macht süchtig,

Er schläfert ein und doch zugleich erweckt.