Winter

20 10 2019

Vom sommerlichen Rennen reichlich noch getrost

Und nicht begriffen, dass das Spiel verlor´n,

Noch Kraft im Herzen, noch der Kopf empor

Begegn´ ich diesem ersten leisen Frost.

.

Er tritt heran so weich und so umsichtig,

Allwissend wie ein alter Psychiater,

Der meine Regungen – wie eine Maus ein Kater –

Erkannt, belächelt hat… und hingerichtet.

.

In sein beruhigender Hand gefangen,

Vergeblich ringt man: noch ein Schritt! Ein Wort…

Er ist zu zart, zu unausweichlich, dieser stiller Tod.

Ich zittere nur kurz – und bin vergangen.





Everyday piece of loneliness: Rain

8 11 2018

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Aqtobe, Kazakhstan, 2008.





Everyday piece of loneliness: A dog

1 11 2018

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Orenburg, Russia, 2009.





Everyday piece of loneliness: Our heritage

11 10 2018

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Orenburg, Russia. 2009.





Everyday piece of loneliness: On the cross

4 10 2018

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Normandie, Frankreich, 2011





Everyday piece of loneliness: A smoker

6 09 2018

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Orenburg, Russia. 2009





De-Oyster-ised – 2

3 09 2018

Gratwanderung der wund gekratzten Seele,

Kaum mehr gesichert durch den strafen Geist,

Bewusst entwurzelt, auf den Kopf gestellt,

Wie sie so trostlos heiter ihre Schale reißt,

Und auf den Scherben dieser Schale tanzt…

 

Und singt, und jubelt Menschen zu: Gewohnheit

Nur niemanden verlezten! Niemandem zu Last!

Im Schaukeln zwischen Übelkeit und Wonne,

Zwischen der Zuversicht und Ohnmacht. Höhenangst

Und elendige Einsamkeit nach Innen.

 





Jeder ist allein

30 04 2018

Jeder ist allein… – Ewig und immer.

Trotz all den mitfühlenden Stimmen,

Die einen zu trösten suchen…

Nein!

Wie der letzte sprachlose Stein

Unter dem schweigenden Himmel,

dem so herrlich gleichmütigen,

dem so unantastbaren,

dem es so völlig gleichgültig ist,

ob du ein Mensch oder Stein warst…

 

Und wenn dir dein Herz einmal barst

Beim Erkennen deines Alleinseins:

Wisch deine Tränen weg: das war es,

Es kommt nimmer viel zu wissen,

zu denken, zu fürchten, zu sein:

Jeder auf eigene Weise:

Ob schreiend, ob lachend, ob leise,

Jeder ist immer einsam.

Jeder ist allein.





Alma

23 04 2018

Ich weinte neulich über Alma

mit ihrer stechenden, zersetzenden Bitterkeit,

mit ihrem Bewusstwerden über all die geflossene Zeit,

all die versäumten Chancen,

über die „galvanisierte Leiche“ ihrer Kunst,

ihrer jungen Saiten, die gerade dann verstummten,

wo sie erst anfingen stimmig zu klingen.

 

Mit all ihrer bösartigen, kasteienden, furiosen Erbitterung,

in der sie den Gustav – nur teilweise verdient – zu Grabe trug,

ihr offenes mädchenhaftes Gesicht einer begeisterten Künstlerin

zur strengen Maske einer abweisenden, kalten Frau erstarrt,

 

Er tötete sie wohl. Doch auch sie töte sich selbst mit!

 

Kein Mann und keine Frau sind allein dran schuld,

wenn man verstummt – verstummt nach innen!

Wenn man geplagt von Visionen seiner alten Träume,

Von eigener Unfruchtbarkeit, Unfähigkeit zu schaffen,

Unfähigkeit zu sprechen, denn es eigentlich um Sprechen geht,

die eig´ne Stimme dem Konsens und Norm aufopfert,

so gerne will man mit dabei sein!

So gerne möchte man geliebt, umarmt, verstanden werden,

während man sonst in eig´ner stummen Welt erstickt,

befreit und ungebunden, schaffend und so einsam…

 

Man gibt sich her, freiwillig, sogar jubelnd:

Jetzt endlich mal gehören!

Endlich jemandem sein Alles sein,

Endlich normal! Wie alle! – doch man ist es nicht tatsächlich,

man ist glückselig und verflucht zugleich,

ein wenig schizophren,

wusstet ihr schon, die Großen waren es doch alle –

Ein wenig schräg für mäßigen Genuss?

 

Man will es selbst – und ist sofort verschollen,

Man merkt es nur verzweifelt, wie man in die Norm entgleist,

Und schmerzt nach innen, von Normalität umkreist:

Mittäterschaft des innigsten Dazu-Gehören-Wollens

Ist wohl die schlimmste Sünde für den wachen Geist.