Ein Mann kommt nach Hause…

28 03 2013

Ob es mir scheint oder nicht, aber traurige Geschichten über betrogene Liebe gibt es überwiegend über Frauen, oder? Auch hier im Archiv gibt es eine entsprechende Geschichte (Englischsprachig). Generell aber habe ich wenig Lust, durch die einseitige Darstellung des Problems zum weiblichen Opfer-Syndrom beizutragen. Letztendlich bin ich von männlicher Natur und Männlichkeit per se aufrichtig fasziniert – es kann sein, dass ich sie nie weder voll begreifen, noch artgerecht darstellen kann – aber es ist des Versuches wert. Hier ist also eine Alltagsgeschichte… 

Freundlich klickte der Schlüssel im Schloss, Walther Mayer zog die Kopfhörer aus den Ohren und tritt in die dunkle Wohnung hinein.

– Helga? Ich bin´s!

Alles still. Die Frau war sicherlich nicht da. Schade, sein etwas zu früher Rückkehr war vor allem als eine angenehme Überraschung für sie gemeint, da sie sich bei seinen zwar nicht so häufigen, aber in letzter Zeit doch regelmäßigen Vorträgen im Ausland immer beklagte, sie vertrage es nicht, allein in der Wohnung zu sein. Nun gut.

Er warf den Schlüsselbund auf den Kasten neben der Tür, stellte den Koffer weg, zog die Schuhe aus, schaltete den Anrufbeantworter an und ließ sich ausatmen. Nun gut, wenn Helga sowieso nicht da ist, hatte er etwas Zeit zum Runterkommen nach einem unruhigen Flug. Das ganze Zentraleuropa verschwand seit mehr als einer Woche unter dem endlosen Schneesturm, schon beim Wegfliegen war es bis zum letzten Moment nicht klar, ob man überhaupt Flugerlaubnis kriegt und dann wo geplant landet. Auch jetzt, beim Rückflug gab es nichts Neues, außer dass man schon in Wien zweimal durchstarten musste, bevor es dem Piloten gelang, die Maschine zu landen. Eine Zigarre wäre jetzt eigentlich gar nicht schlecht…

„…Also, wir sehen uns sowieso im Institut, aber ruf mich vielleicht an, wenn du da bist, oder?“ – ein langer Ton, danach eine weibliche Stimme: „Um die Nachrichten zu löschen..“. Wie erwartet, nichts neues: ein Anruf von der Institutssekretärin, ein von Martin, ein von Anton. Alles wie immer. Na ja, keine Anrufe von Erich, der ist aber seit sechs Monaten in den USA, kein Wunder, dass er nicht checkt, ob Walther schon zuhause angekommen ist oder nicht.

Mayer holte sich eine Zigarre, zündete sie an und setzte sich an seinen Schreibtisch direkt gegenüber dem Schreibtisch von Helga. Ihre Bücher, auf dem Umschlag des Oben-liegenden stand es „Frauen im Leben von Sigmund Freud“. Was schreibt man alles! Wahnsinn. Sein Blick glitt entspannt auf den Papieren und Büchern auf seinem eigenen Tisch: einige nicht geöffnete Couverts, eine noch verpackte Ausgabe „Zeit“, ein ärztlicher Befund, ein paar Rechnungen, eine Stapel studentische Seminararbeiten „zur Pflichtlektüre“ – er hat sie beim Wegfliegen eben hier vergessen, das hieß, ein paar bevorstehende Abende könnte man aus dem Kalender wegstreichen. Was für ein Befund übrigens?

„Frau Helga Maria Mayer, geboren 13.3. 1954… Schwangerschaft positiv… 13 Wochen… Unauffällige Darstellung v. Fötus…“

Wie? Was? Eine deutliche Pause im Herzrhythmus. Hat sie sich doch anders überlegt? Wann? Wie? Endlich mal… Gott… Mensch! Ist das wirklich wahr?

Ist es im Zimmer so heiß geworden oder ist es bloß dass er fiebrig geworden ist? Oh Gott… Helga, du süße… Ein Kind zu haben…

Mayer zwang sich doch tief ein- und langsam auszuatmen. Dann griff er an das Papier noch fester und las genauer, was da stand. Das Zimmer walzte um ihn herum, irgendeine komische Art kicherndes Lachen kitzelte die Kehle. Er wird Vater sein. Mensch, so was gibt es nicht… Es war so ein Gefühl, als ob er wieder 16 wäre und zum ersten Mal jemanden geküsst hätte. Oder als ob es ihm heimlich mitgeteilt wäre, er kriege nun einen weiteren Doktortitel. Einfach so, für Fleiß, Mühe und Geduld, so zu sagen… Ein Kind zu haben…

Dreizehn Wochen… Automatisch dachte er an die Zeit vor drei Monaten zurück. Es war gerade als er bei Erich in den USA war – offiziell auf einer mehrtägigen Konferenz, aber nicht zuletzt um den alten Freund kurz nach dessen Übersiedlung auf die andere Seite der Welt zu besuchen und zu unterstützen. Eigentlich war es ursprünglich geplant, dass auch Martin und Anton mit ihm nach New York fliegen würden, der Erste flog dann aber schon nach zwei Tagen wieder nach Hause, da seine Mutter einen Herzanschlag erlitt. Der Zweite konnte überhaupt nicht weg aus Wien und rief daher ständig an… Walther selbst blieb gute drei Wochen dort, Helga hatte anscheinend nichts dagegen, sie meinte, sie habe gerade so viel in der Arbeit zu tun gehabt….

Warte mal… Er war doch drei Wochen lang weg… Nein… Was für Blödsinn fällt einem ein! Aber er war doch wirklich drei Wochen lang weg… Es können also keine 13 Wochen sein, es ist wahrscheinlich ein ärztlicher Fehler. Ob Helga das auch bemerkt hat? Musste sie wohl! Es können ja sicherlich keine 13 Wochen sein, außer dass es natürlich… Nein, was für Wahnsinn… Oder?

Das weiße winterliche Zwielicht hinter dem Fenster verwandelte sich langsam in blaue Abenddämmerung. Die Zigarre brannte unberührt im Aschenbecher auf. Als die Wohnungstür aufkam, berührte sich der am Schreibtisch sitzende Mann nicht. Ganz in unruhige Gedanken vertieft, reagierte er nicht, als die weibliche Stimme seinen Namen rief. Erst als Helga an ihm zu ihrem Tisch vorbeiging, sich ihm gegenüber hingesetzt hat und eine schmale, nach Kirschen riechende Zigarette angezündet hat, zuckte Walther gewaltig zusammen und schien aufgewacht.

– Du hast offensichtlich den Befund schon gefunden. – Sagte seine Ehefrau, es war eher eine Aussage, als eine Frage.

Mayer blieb still und nickte schwach. Ihm fielen keine Worte ein.

– Na ja, das war eine Überraschung, muss ich dir ehrlich zugeben. – Grinste Helga und atmete den Rauch ein. – Ich glaube, wir müssen unsren Thermentermin in Oberlaa absagen oder du fährst allein hin, während ich zum Arzt gehe. Ich schließe mich dir dann später ein, m?

– Wie meinst du das? – Fragte er leise.

– Na ja, ich werde doch das Kind sicher nicht behalten, oder? Du weißt es doch selber, ich bin kein Mütterchentyp.

– Du willst abtreiben?

– Natürlich. Besonders jetzt, wo ich vermute, die Professur wäre ja gar nicht so weit entfernt, wie es mir vorher schien. Ein Kind würde mir nun den gesamten Spaß verderben.

So ein grotesker Abend! Ob er nicht träumt? Ob er bei seinem freudlosen Nachdenken nicht lediglich eingeschlafen sei und nun von all diesem Unsinn bloß träume? Dass Helga, die Helga, die er, sowie auch Anton, Martin und Erich, seit der Volksschule kennt, die Helga, seine erste, damals noch ganz unschuldige Verliebtheit, später von seinen Eltern einstimmig gefeierte „allerbeste Wahl“ von ihm, seine Verlobte und Ehefrau schon zu den wilden studentischen Zeiten, seine Partnerin im langen und mühsamen Sozialaufstieg, ob das alles wohl diese vor ihm sitzende Frau war? Es kam ihm vor, als ob er zwar all ihre Gesichtszüge auswendig kannte, all ihre Bewegungen und Intonationen, aber die Person selbst erschien ihm nun zum ersten Mal total unbekannt. War das alles im Ernst gemeint?

– Es ist doch ein Witz, oder? – Walthers Gesicht entspannte sich in einem nervösen Lächeln. – Gut gespielt, ich hab es schon wirklich geglaubt, weißt…

Sie blickte ihn verständnislos an.

– Aber das Ding mit dem Zeugendatum ist trotzdem etwas zu grauslich. Du weißt doch, ich war bei Erich. Ich glaube, ich brauche ein bisschen Wein, willst du auch?

Er stand auf und ging zur Tür.

– Walther, meinst du, ich scherze? – In ihrer Stimme konnte man sogar etwas Empörung heraushören.

– Sicher.

– Sei doch nicht so blöd, wer scherzt mit so was?

Er blieb stehen.

– Aber der Befund… Und das Datum…

Sie durchbohrte ihn mit einem schweren, aber todernsten Blick. Wie ihm Traum kam er wieder zu seinem Tisch, der ganze Körper fühlte sich leblos und mechanisch an, als ob er eine große Puppe wäre, in den jemand kleiner trotz aller Vorstellungen von form- und größenmäßigen Raumnutzung hineingesteckt wäre.

– Wer ist dann der Vater des Kindes? – fragte er schwach.

– Berger. – Sagte sie einfach.

Walther sank langsam in seinen Sessel zurück. Anton. Anton? Anton und Helga? Der war doch gerade nicht in den USA…

Nein, das kann wohl nicht stimmen! Sie sind ja alle gemeinsam aufgewachsen, Anton, Martin, Erich und er. Mayer konnte sich doch noch an die Zeit erinnern, wo Anton (und die anderen Drei auch) seine Milchzähne unter den Kissen versteckte und auf die Zahnfee wartete. Er habe doch mit Anton alles geteilt, von den ersten erotischen Fantasien bis zu großen Problemen der modernen Sprachwissenschaft. Und auch seine Frau?

Anton war der einzige von den Vier, wer nie heiratete. Er lernte Frauen leicht kennen und verabschiedete sich von ihnen genauso leicht. Der letzte Mohikaner, wie Erich ihn nannte (Erich war der vorletzte, bevor ihn seine amerikanische Freundin wegschnappte). „Man lebt das Leben am besten unkompliziert, und ich ziehe vor, unkomplizierte Verbindungen zu haben“ – heißt das nun etwa, dass auch Helga zu diesen „unkomplizierten Verbindungen“ gehörte? Aber wie ist es möglich? Das kann ja gar nicht wahr sein…

– Du schaust doch so aus, als ob es so monströs wäre. – Helga zuckte die Achseln und zündete eine neue Zigarette an. – Was ändert das überhaupt?

– Wie… – Ein starkes Husten wegen dem allzu trockenen Hals. – Wie meinst du das: was ändert das?

Sie zuckte wieder die Achseln.

– Du meinst, du schläfst mit meinem besten Freund und wirst von ihm schwanger und das ändert nichts?

– Ach, Walther, um Himmels Willen! Das klingt ja alles so dramatisch, wenn du es so sagst! – Sie verzog ihr Gesicht in einem Ausdruck der gereizten Enttäuschung. – Wir sind doch in keinem Frauenroman und wir sind keine Kinder mehr. Was ändert das, wer mit wem schläft, solange wir in einer Mannschaft spielen? – er leistete keine Reaktion. – Wieso schweigst du? Schau doch nicht so blöd an, du siehst wie ein Hund aus, den man im Regen vor der Haustür verlassen hat. Wir sind erwachsene, gesunde und – ich bitte dich! – ordentlich gebildete Menschen! Was machen dir diese altmodischen Vorurteile aus? Schau, du bist mein Ehemann, das heißt, du bist mehr als jeder blöder Liebhaber, den ich je haben könnte. Du bist ja mein Verbündeter. Schau, wie wunderbar wir es zusammen schaffen. Ich glaube, meine Professur wird gerade zu unsrem Jahrestag ein wunderbarer Geschenk sein, m? Und das versteht sich ja, dass ich dieses Kind nicht behalten kann, ich wollte es nie, wieso soll ich jetzt meine Entscheidung ändern? Und du, glaubst du wirklich, dass du mit deiner männlichen Träumerei von einer Nachfolge neun Monate lang mein schwangeres Herumjammern aushältst? Und Übelkeit, und komische Esswünsche und was sonst? Und unsre Wohnung sollte man neu gestalten, das heißt die Bibliothek gehört wahrscheinlich raus, m? Nein, geh, das tue ich nicht! Auf so was lasse ich mich sicher nicht ein! – Er schwieg noch. – Du wolltest etwas Wein, oder? Soll ich uns den 1990-r Chardonnay schenken? Ich freue mich so sehr, dass du endlich mal wieder zuhause bist.

Sie ging leicht aus dem Zimmer heraus und er konnte bald hören, wie eine Flasche Wein entkorkt wurde und wie zwei Weingläser an einander klirrten. Ihm wurde leicht übel. Die Fieber war wieder zurück. Als er aufstand und im Badezimmer sein Gesicht wusch, fiel es ihm ein, wie alt und krank sein Gesicht im Spiegel aussah.

Dieses Jahr in April werden es 22 Jahre sein seitdem er Helga heiratete. Am 3 April. Es war ein regnerischer Tag und Helga beklagte sich, dass das Wetter ihre Frisur zerstört hat, eigentlich das Einzige, was an ihr dem Anlass entsprechend war. Sie trug ihre dunkelrote Schlaghose und ein buntes gelb-grün-orangenes Halstuch zu ihrer weißen Bluse. Er hatte seine grüne „Akademikerhose“ aus Kordsamt an und dazu ein schwarzes Hemd mit einer weißen Flitze – Helga hat gemeint, oben sah er wie ein Priester, unten wie ein Popper aus. Er konnte sich nicht satt sehen, sie wirkte so lebendig und glücklich und unglaublich frei in ihrer mädchenhaften Schönheit.

Was blieb nun von all Diesem übrig? Eine Frau, die ihre Kirschenzigaretten rauchte und kaltblütig davon sprach, dass sie von seinem besten Freund schwanger war – daran aber kein Problem fand und sich schon auf den bald kommenden Jahrestag freute. Ein Mann, der vor dem Badezimmerspiegel stand, mit der Übelkeit kämpfte und keine Ahnung hatte, wie er sein noch vor einer Stunde so gemütliches und beneidenswertes Leben weiter treiben sollte. Sollte er nun gehen? Oder anders gefragt: konnte er nun bleiben?

Irgendeine Kraft drang ihn zurück ins Arbeitszimmer, wo Helga gerade die Gläser vom Tablett auf seinen Tisch stellte.

– Sag mal bitte, und wie lange… – Walther suchte nach einem passenden Wort. – Wie lange dauert´s schon zwischen dir und Anton?

Helga blieb kurz bewegungslos, nachdenkend, bevor sie antwortete:

– Wann warst du damals in Prag?

– 1992.

– Na ja, also 3 Jahre wohl. Ich weiß es nimmer, wie es dazu kam, es war wahrscheinlich ein reiner Zufall, weißt. Aber so ist das Leben. – Und sie bot ihm das Glas.

Drei Jahre lang schläft sein bester Freund mit seiner Ehefrau. Und niemand von den Beiden hält es für wichtig, – solange sie beide das offensichtlich für normal halten – ihn, Mayer, zu informieren. Drei Jahre lang war er so blind, dass er nichts bemerkt hat. Hat er nicht gut geschaut? Ob es Zeichen gegeben hat, die er – bewusst oder unbewusst ignoriert hat? Ob er nicht gut genug, nicht aufmerksam genug war? Ob er für Helga nicht ausreichend präsent war? Aber sie wollte nicht mehr als was es gab, sie meinte, er werde mit der Zeit zu süßlich und romantisch, sie meinte, er wirke fast aufdringlich mit seinen Anrufen und Zärtlichkeiten. Was hat er falsch gemacht? Warum? Warum?

– Walther? Bist du immer noch da? – Sie winkte vor seinem Gesicht und lachte dabei etwas nervös und vielleicht ein bisschen zu künstlich.

– Ja. – Antwortete er langsam. Plötzlich war die Entscheidung da. – Aber verzeih mir, nicht für lange.

Das Lächeln blieb für einige Sekunden auf ihrem Gesicht hängen und verschwand dann langsam. Mayer war schon im Vorzimmer und zog wieder den Mantel an. Helga lief aus dem Arbeitszimmer und blieb stehen, sie wirkte nun verstört.

– Walther, was machst du? Wohin willst du nun? Was ist los?

– Ich muss weg. – Er blickte sie kurz an und fügte höflich hinzu: – Entschuldige mich, ich bin anscheinend nicht wirklich gut an dem Zusammensein für Fortgeschrittene.

– Bleib doch… Walther! Sei doch nicht kindisch, wir können das alles besprechen! Wir sind doch beide vernünftige Menschen. Und das Kind treibe ich sowieso ab, das weißt du schon…

– Treibst du auch Anton ab? Wir sind doch gar nicht zu zweit, aber zumindest zu dritt, nicht?

– Aber wohin gehst du jetzt? Es ist schon dunkel und du bist nach dem Flug müde. – Sie trat zu ihm und streichelte leicht seine Haare, wie sie es schon tausendmal gemacht hat. Diese Geste voll süße Wärme. Seine Frau. Mayer zuckte zusammen und drehte sich zur Tür.

– Mach dir keine Sorgen, Helga, alles wird gut. Er griff an den Koffer und schritt aus der Wohnung, machte die Tür leise zu und ging schnell die Treppe herunter. Mit jedem Schritt etwas schneller, dann schon laufend. Auf der Straße fiel ihm ein, der Schlüsselbund sei oben geblieben. Es war ihm egal. Walther fand ein Taxi – ein freundlicher Türke half ihm, den Koffer in den Kofferraum zu stecken, als ob es so schwer wäre… Aber vielleicht wirkte er gar nicht gut… Zitternd am ganzen Körper setzte sich Walther ins Auto und gab nach kurzem Nachdenken die Adresse von Martin an. Ein blitzender Gedanke, ein Zweifel, ob er nun Martin vertrauen konnte, ob auch dieser mit Helga… Aber nein, das wäre schon etwas zu viel. Während der Fahrt starrte er blind die Stadt an. Es gab keine Gedanken, nicht einmal Schmerz, es fühlte sich so an, als ob man bei ihm da innen im Brustkorb das Licht ausgeschaltet hätte. Oder ist es ein Stromausfall? Das wusste Mayer nicht. Nichts mehr war klar. Er war allein, sich selbst unbekannt und von einer fremden Welt umgeben. Wie in einem blöden Witz…

– Haben Sie schon diesen Witz gehört? – Tratschte der Taxifahrer. – Ein Mann kommt nach Hause und findet seine Frau im Bett…

Das ganze Leben ist ein Witz, nicht? Ein Mann kommt nach Hause…





Am Sonntag kommt er sicher

3 03 2012

Перевод (Ru)

Sie kämmt ihr schönes blondes Haar und schminkt sich. Dann zieht sie ihr feierliches Kleid an. Das Kleid ist himmelblau mit großen weißen Blumen, und sie sieht wunderschön aus. Es ist Sonntag, Ende Juni 1945, ich bin 6, und meine Mutti scheint mir die hübscheste Frau der Welt zu sein. Wenn ich groß werde, will ich genau so hübsch sein, wie sie. Und dieses Kleid – das wird sie mir später schenken.

Am Sonntag hat meine Mutti immer so viel zu tun. Schon seit einem Monat warten wir auf meinen Vati. Der Krieg ist gerade vorbei, aber die Welt, wie man es sagt, ist immer nocso sehr durcheinander. Besonders hier, bei uns.  Mutti sagt, es kann ein bisschen dauern, bis Vati in diesem Getöse den Rückweg nach Hause findet.

Sie wartet nicht allein. Viele Frauen in unserem Haus, auf unserer Straße, warten auf ihre Männer. Und wir, Kinder, warten auch, obwohl wir (ehrlich gesagt) schon allein mit dem Wort selbst, „Vater“, nicht viel anfangen können. Bertie, ich, Hilda, Rosa und Thomas, wir alle fünf haben unsere Väter nur ein- oder zweimal gesehen, und auch dann nur kurz. Sie kamen aus der Ferne, rochen albern, sprachen wenig, blieben für ein paar Wochen und dann mussten sie schon wieder fort. Ich weiß es nicht, wie es bei den Anderen war, aber mein Vati hatte sowieso weder Zeit noch Lust aufs Spielen oder andere wichtigen Sachen. Er wusch sich oft und eifrig, rauchte viel. Gesprochen hat er sehr wenig. Ich fürchte, er und Mutti waren sehr traurig: manchmal wenn ich nachts auswachte, konnte ich sie beide in ihrem Zimmer leise seufzen hören. Aber was will ich von ihnen, der Krieg ist eigentlich keine Spielsache.

Mutti sagt, jetzt, nachdem dieser schreckliche Krieg vorbei ist, wird unser Leben ganz anders sein, es wird wieder gut sein. Ich weiß es nicht genau, was sie dabei meint: ein anderes Leben habe ich nie gesehen. Aber ich denke mir, dieses gute Leben hängt mit dem Heimkehr meines Vatis zusammen.

Und so warten wir jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Aber insbesondere am Sonntag. Jede Woche sagt Mutti, nachdem sie nach der Arbeit wieder zuhause ist und während ich gerade vor dem Schlafengehen meine Zähne putze, „mach dir keinen Kopf, Liebchen! Am Sonntag kommt er sicher!“. Das weiß ich ja selber. Mutti sagt doch immer nur die Wahrheit, ne?

***

Sie kämmt ihr schönes blondes Haar und schminkt sich. Dann zieht sie ein dunkelrotes Kleid an. Aus ihrem himmelblauen Kleid haben wir vor drei Jahren ein nettes Kleidchen für meine Couine Lotte machen sollen. Es war nämlich Lottes Geburtstag, und bei uns war gerade das Geld ganz knapp. Mir standen Tränen in den Augen, so leid es mir tat, dass man sich von dem Kleid verabschieden musste.

Es ist Sonntag, Ende Februar 1953, ich bin 14. Das himmelblaue Kleid war ein wesentlicher Teil meiner Kindheit, ein Teil meines eigenen Wartens auf meinen Vater. Vor einem Jahr hat Mutti sich dann doch ein anderes Kleid gekauft. Es ist genauso dunkelrot, wie Wein, den meine Mutti und Tante Helga manchmal zusammen trinken.  Normalerweise tun sie es montags, am Abend in unserer kleinen Küche. Dabei reden sie über ihre Männer: über meinen Vater, über Tante Helgas ersten und dann jetzigen Ehemann. Tante Helga bekam Ende 1948 eine kurze, in unmöglicher Sprache gefasste Nachricht, dass Onkel Hermann, der Bruder meines Vaters, bei den Russen in Buchenwald ums Leben gekommen ist. Sie redeten die ganze Nacht durch, die Frauen, und, als ich ein paar Mal vom Schlaf aufgewacht war, konnte ich sie in der Küche weinen hören.

Fünf Monate danach heiratete Tante Helga Onkel Rudolf. Er ist ein lustiger Typ und spielt manchmal mit mir Schach. Er war auch im Krieg, sogar in Gefangenschaft. Als er 1946 heimgekehrte, stellte es sich heraus, dass seine Frau und zwei Kinder beim Feuersturm Ende Sommer 1943 spurlos verschwunden waren. Jetzt hat er schon mit Tante Helga eine Tochter, meine Cousine Lotte, die mir das himmelblaue Kleid weggenommen hat.

Ich glaube nicht, dass meine Mutter diese zweite Ehe der Tante Helga unterstützt. Einmal habe ich gehört, wie die Tante ihr gesagt hat: „Du, Elsa, du hast doch noch Glück. Du hast noch Hoffnung, dass Walter zurückkommt. Mir wurde die Hoffnung entzogen“. Mutti erwiderte leise: „Du hast das glückliche Recht, ein neues Leben zu beginnen. Dieses Recht habe ich nicht“.

Jede Woche geht sie arbeiten, kommt abends zurück, fragt mich kurz, wie mein Tag war nur dafür, dass sie in ihrer Müdigkeit nie zuhört, was ich erzähle. Es berührt sie wenig, dass Rosa sich verliebt hat und dass ich zum ersten Mal jemanden geküsst habe. Dass es Bertie war und dass Thomas jetzt aus dem heiteren Himmel auf uns beide böse zu sein scheint. Das interessiert meine Mutter nicht. Egal was ich erzähle, fasst sie es immer auf die gleiche Weise zusammen: „Mach dir keinen Kopf, Liebchen. Bald kommt Vati zurück. Am Sonntag kommt er sicher“.

***

Sie kämmt ihr Haar, schminkt sich und sieht es im Spiegel nicht, dass ich hinter ihrem Rücken stehe und sie anstarre. Sie ist voll beschäftigt, ihre Gedanken sind weit, so weit, dass es in ihnen keinen Platz für mich gibt. Ihr rotes Kleid reizt mich heute wie kommunistische Fahnen die Amerikaner.

Es ist Sonntag, 1957, Januar. Ich bin 18. Ich bin 18 und keine Jungfrau mehr. Ich blieb heute Nacht bei Thomas. Er hatte neue Musikplatten. Dann küssten wir uns wie Scarlet und Rhett in Vom Winde verweht.  Und dann waren wir schon im Bett. Wir waren beide so aufgeregt, dass es uns mühsam, erst zwei Stunden und drei erfolglose Versuche später gelang, im strengen Sinne des Wortes mit einander intim zu sein. Nach Hause kam ich gegen 8 in der Früh. Mutti war schon auf und in der Dusche. Jetzt stehe ich hinter ihrem Rücken, sie schmückt und schminkt sich und scheint nicht einmal bemerkt zu haben, dass ihre einzige Tochter nicht zuhause übernachtet hatte. Weder meine Präsenz, noch meine Abwesenheit bemerkt sie.

–          Ich habe mit Thomas geschlafen. – sage ich laut und kalt.

Ich Hände stoppen, sie blickt in meine Augen in der Spiegelreflexion.

–          Warum nicht mit… – Sie macht eine Pause. – Wie hieß doch dein anderer Freund?

–          Adolf. – Sage ich ironisch.

–          Achja, klar. – Sie lächelt beschämt. – Warum nicht mit Adolf?

Mir wird übel. Die Tränen von Wut stehen in Augen und im Hals.

–          Es gibt keinen Adolf, Mutter! – gegen meinen Willen schreie ich sie an. – Es gibt doch keinen Adolf!

–          Du hast es doch vor einer Minute gesagt, er heiße Adolf! – wundert sie sich.

–          Ja, das habe ich gesagt.

–          Na und? Ist es so ein Problem, dass ich nicht alle deinen Freunde kenne? Es gibt so viele.

–          Es gibt zwei! Und es hat immer nur die zwei gegeben!  Wir leben auf der gleichen Straße, wir haben immer neben einander gewohnt! Wir sind doch zusammen aufgewachsen!

–          Na, dann ist alles in Ordnung. – Sie lächelt mich wieder an, diesmal beruhigend. – Mach dir keinen Kopf, Liebchen! Ich habe gehört, die Gefangenen kehren aus Russland zurück. Du weißt, was das bedeutet, ne? Bald kommt Vati zurück! Am Sonntag kommt er sicher.

Es fühlt sich innerlich wie ein Dammbruch in meiner Seele. Wut, Entsetzen, Mitleid, Verzweiflung, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, Hilfslosigkeit mischen sich zusammen und strömen aus mir heraus, weg; es gibt keine Kraft mehr, die mich zum Schweigen bringen könnte. Als ich den Mund öffne, kommt nur hysterisches, zitterndes, hohes Schreien heraus:

–  Er kommt nie! Er kommt nie! Nie! Nie! Nie! Er ist tot, verstehst? Kannst du es nicht akzeptieren?! Wie lange muss es noch dauern, bis du es mitkriegst, dass er nie zurückkommt? Er ist tot! Tot, tot, tot!

Ich bin von meinem Geschrei selbst entsetzt, von meiner Mutter ganz zu schweigen. Zuerst springt sie auf ihrem Stuhl überrascht und erschrocken auf, sinkt wieder nieder. Mit jedem meinen „nie“ scheint sie kleiner und älter zu werden, sie bedeckt ihren Kopf mit den Händen, als ob sie sich gegen meinen hysterischen Ausbruch physisch wehren wollte. Ihr Körper in diesem roten Kleid beginnt vom Heulen zu schaudern. Erschüttert verstumme ich genau so plötzlich, wie meine Wut ausgebrochen hat.

Erst jetzt sehe ich vor mir eine altwerdende, unglückliche, hoffnungslose Frau. Ihr schönes blondes Haar glänzt nicht mehr, hier und da sieht man schon graue Fäden. Ihre Haut ist nicht mehr jung und frisch wie meine. Aber es geht nicht ums Aussehen. Sie ist da innen ganz alt, von endloser und sinnloser Hoffnung weggenagt, durchs Warten verhungert, es ist eine ganz alte Frau, die in diesem Körper lebt. Und sie weint und weint und weint.

Ich fühle mich jetzt wie eine Kriegsverbrecherin, schlimmer als je in meinem sinnlosen Leben. Was habe ich doch getan?

Ich falle vor ihr auf die Knien und umarme sie. Zuerst wehrt sie sich, hört aber bald auf. Wir weinen beide, zwei einsame nichtige Lebewesen auf dieser albernen Welt. Ich flüstere ihr meine Entschuldigungen und diese magische Phrase, die allein sie beruhigen kann: „Mach dir keinen Kopf, Mutter! Am nächsten Sonntag kommt er sicher!“.

***

Ich sitze in der Wohnung meiner Mutter. Auf ihrem Stuhl, vor ihrem Spiegel. Nachdenklich kämme ich mein langsam grauwerdendes Haar. Es ist Sonntag, 1995. Meine Mutter ist seit drei Monaten tot. Bald werde ich diese Wohnung verkaufen. Die Möbel ist schon fast alle weg. Einen Teil nahmen Tante Helga und Onkel Rudolf, noch etwas habe ich an Charité geschickt. Noch ein paar Sachen haben wir, ich und Thomas, zu uns nach Hause genommen.

Ich kam heute vorbei, um ihre Blumen zu gießen und Post zu checken. Den Postamt habe ich kurz nach ihrem Tod verständigt, dass sie keine Werbung mehr braucht, aber manchmal schickt man doch noch etwas.

Diesmal fand ich in ihrem Postkasten eine kurze amtliche Auskunft aus irgendeinem ostdeutsch anmutenden Archiv. Sie liegt jetzt vor mir, die Notiz, und ich traue mir nach dem Lesen nicht, es wieder zu berühren.

Es ist eine Kopie von jenen Benachrichtigungen, die man im Krieg den Verwandten der gefallenen Soldaten schickte. Am Ende liest man einen kurzen, in dieser unmöglichen Beamtensprache gefassten Satz, wir bitten Sie um Verständnis, so und so, wegen dem Kriegschaos konnten Sie nicht rechtzeitig benachrichtigt werden.

Mein Vater ist im Januar 1945 im Schlacht um Budapest gefallen. Heldentod, schreibt man. Heldentod und noch welcher Blödsinn. Januar 1945.

Komischerweise kann ich nicht weinen. Es tut mir innerlich weh, so weh. Die Tränen kommen aber nicht mehr. Ich denke an das ganze Leben meiner Mutter nach dem Ende des Krieges. Ihr ganzes Leben…

Gut, dass sie gestorben ist. Ich bin gar nicht religiös, aber es kann doch sein… es ist doch nicht ausgeschlossen, hoffen darf man immer! – dass sie endlich mal beide dorthin gekommen sind, wo sie einfach zusammen sein können, ohne auf Sonntage zu warten.

2.-3. März, 2012

Wien-Eggenburg-Wien





Endlich bist du hier

22 02 2012

Es ist der 23. Dezember, halb sieben, und die Gasse liegt schon in Halbfinsternis, die nur durchs kranke gelbliche Licht der zwei Fenster im Mezzanin ein wenig verdünnt wird. Ich stehe geduldig neben dem Haupteingang ins Haus, tief im Schatten, so dass man mich nicht gleich bemerkt, wenn man rausgeht. Ich will nicht so viel Aufmerksamkeit. Ich brauche keine Aufmerksamkeit, bin ich ein Kind oder was, bin ich schwach? Nein, schwach bin ich nicht, nur schwache Menschen brauchen Aufmerksamkeit. Rudolph sagt ich brauche Unterstützung, naja, klar. Das sagt er allein deswegen, weil ich ihm dafür bezahle, dass er mich unterstützt. Weil mein Vater ihm dafür bezahlt.

Wie kann er doch so herzlos, so grausam sein? Wie habe ich es früher nicht bemerkt, was für ein Mensch er ist? Man sagt, Liebe ist blind, und das ist offensichtlich wahr. Nichts wollte ich an ihm sehen, was meine verliebte und dadurch gestörte Vorstellung von ihm enttäuschen konnte. Nichts habe ich bemerkt, bevor… Bevor es gestern nicht zum Bruch gekommen ist, bevor es nicht klar geworden ist, was für ein Mann er ist, dass er eigentlich so wie die Anderen ist. Nein, noch schlechter ist er: den Anderen ist es einfach egal, was dir passiert. Er bringt dich durch seine Ruhe, durch seine Fürsorge auf die Idee, als ob es ihm nicht egal wäre, was du denkst und was du fühlst. Und dann – dann zerbricht er alle deine Hoffnungen. Grauslicher Mensch! Grausliches Leben.

Die Tür geht auf und er kommt raus. Kurz fühle ich mich zurückgezogen und erschrocken davor, was ich vor habe. Ich liebe ihn doch! Ich liebe. Diesen. Verräter. Es tut mir leid, dass er ein Verräter ist, ich kann nichts dafür. Ich muss es tun, sonst tut er noch jemandem weh. Ich tue es nur jemandem zugute. Heute mache ich etwas endlich mal richtig.

–          Rudolph. – Rufe ich.

Er dreht sich um und erst jetzt bemerkt mich im Schatten der Hausmauer. Es schaut so aus, als ob er überrascht wäre.

–          Lisa, was tust du hier? – fragt er in seiner leisen und ruhigen Stimme.

–          Ich bin gekommen, um mich von dir zu verabschieden.

Meine Stimme klingt so lustig kalt und fremd. Ich hole die Pistole meines Vaters aus der Tasche raus, und ziehe den Abzug durch.

***

Fünf-und-zwanzig Stunden davor sitze ich im Warteraum seiner Praxis. Ich bin geschmückt, geschminkt und gut angezogen, ich schau genau so feierlich aus wie ein blöder Christbaum. Es ist ein wichtiger Tag für mich. Heute mache ich eine Erklärung.

Rudolph kenne ich seit sechs Jahren, drei Monaten und fünfzehn Tagen, nachdem meine lieben Eltern eines Tages auf eine glänzende Idee gekommen sind, ihrem Schatzilein geht es nicht so gut. Ist schon wunderlich, dass sie überhaupt bemerkt haben. Ich könnte mich genauso gut aus dem Fenster rauswerfen, aber es war mir zu pathetisch (und pathetisch zu sein wollte ich auch mit 12 Jahren nicht). Was ich gemacht habe, ich habe `ne volle Packung Schlafmittel aufgefressen. In zwanzig Minuten war ich schon weit weg, von den schimmernden Sternen und Farbenpfützen – lustige Bilder waren’s!

Meine Eltern waren wie immer anderswo, ich wurde von meinem Kindermädchen gefunden. Die blöde Kuh hasste ich: sie traute sich wie meine Mutter zu benehmen. Noch dazu vögelte sie mit meinem lieben Vati. Das wurde natürlich nie aufgedeckt, aber ich weiß es ganz genau, dass er sie fickte und dass sie es ihrerseits so gerne hatte. Ich habe es doch gesehen, wie sie einander anschauten.

Also, das doofe alte Luder hat mich gefunden und die Rettung angerufen. Ich wurde dann gewaltsam reanimiert. Die depperten Kerle aus dem Notdienst waren sicher sehr stolz auf sich und dachten, ich bin eine von diesen minderjährigen Idiotinnen, die sich ohne Gründe Leben nehmen. Als ob sie es wissen konnten, was ich da innen hatte.

Nach meinem erfolglosen Suizidversuch hat mein lieber Vati mir einen Spezialisten rausgesucht, um mich möglichst schnell zu „reparieren“, d.h. zurück zur unauffälligen Norm zu bringen, damit ich ihm keine Sorgen mehr zufüge und dadurch von seinem ah so wichtigem Leben nicht ablehne. Er wollte natürlich einen ganz respektablen und teuren Spezialisten haben, und so kam ich zu Rudolph.

Rudolph war anders als alle Männer, alle Menschen, die ich je gesehen habe. Er verstand mich. Er hörte zu. Er verlangte nichts, nicht mal dass ich ordentlich sitze oder den Rücken gerade halte oder dass ich die Ärmel nicht über die Finger ziehe. Ich hatte wirklich das Gefühl, mit ihm konnte ich reden.

Seit jenem Tag waren wir zusammen. Jede Woche, eine Stunde lang war er für mich da. Zuerst war ich natürlich recht zickig, aber mit der Zeit gelang’s ihm mich zu öffnen, das heißt zum Sprechen zu bringen. Ich erzählte ihm über die Eltern, über meine doofe Superschule für Superkinder von den Supergeldtaschen und wie ich dazu nicht passte. Ich erzählte ihm, wie meine Mitschüler mich nicht mochten und was sie mir deswegen gemacht haben und wie sie mich verfolgt haben. Die waren wirklich aufdringlich. Sie machten sich lustig über mich, aber noch schlimmer war, sie lassen mich nie allein. Sie zeichneten Skeletten und tote Menschen auf meinem Tisch. Die Toten. Von denen habe ich ihm auch erzählt, von denen aus meinen Träumen und die ich manchmal sah.

Jetzt ganz ernst, so dass man sich keine Gedanken macht. Ich bin nicht verrückt oder was. Aber manchmal sehe ich das, dass jemand bald stirbt. Das sieht man wirklich. Erst von ein paar Tagen habe ich eine Frau in der U-Bahn gesehen. Sie schlief und hinter ihr stand ein schwarzer Engel mit ganz großen Flügeln und einem sehr bösen Gesicht. Ich wusste, warum er böse war. Die Frau war eine Nutte. Nein, sie tat’s nicht fürs Geld, aber weil sie es einfach möchte. Ich wusste sofort, dass sie bald stirbt, die kleine Schlampe. Und ich wusste, dass der schwarze Engel es bemerkt hat, dass ich ihn sehe, und dass es ihm auch klar war, ich verstehe, warum er der Frau das Leben nehmen wird. Er hatte es gern, dass ich’s verstanden habe. Er hat mich angelächelt.

Rudolph hörte immer genau zu und stellte manchmal Fragen. Ein paar Mal hat er auch gefragt, ob ich es selber glauben kann, dass es in der Wirklichkeit so was wie Engel geben konnte. Ich lachte, es war irgendwie berührend, dass er Zweifel hatte. Ich hätte sie auch, hätte ich die Engel selber nicht gesehen.

Gerade für dieses Verständnis liebe ich ihn. Das habe ich vor kurzer Zeit verstanden. Lustig, dass es so lange dauerte, bis ich es endlich kapiert habe, er sei ein richtiger für mich. Er weiß Bescheid, mit ihm kann ich einfach so sein wie ich bin. Er kennt mich. Ich werde ihn nicht enttäuschen, und er mich nicht.

Letzte Woche sah ich dort in seinem Warteraum, geschmückt und geschminkt um eine Liebeserklärung zu machen. Er hat sich komisch benommen. Er schaute eher besorgt als glücklich aus. Ich meine, man muss doch froh sein, wenn man von jemandem geliebt wird, oder? Er war aber nicht froh. Nein sagte er auch nicht, aber er sprach eine Zeitweile davon, dass er das freilich versteht, wie es mir geht und warum es mir scheint, ich liebe ihn. Er hat es auch erzählt, warum wir im Rahmen unseres gemeinsamen Arbeiten nicht zusammen sein können, und dass er für mich immer als Freund und Betreuer zur Verfügung steht. Und dass er sein eigenes Leben hat, genauso wie ich mein eigenes habe.

Ich wurde so recht böse auf ihn. Aber nein, zuerst wurde ich einfach traurig. Ich habe mir gedacht, er traut sich nicht, es mir zu sagen, was er fühlt. Dafür bin ich, nachdem die Stunde zu Ende war, nicht nach Hause gefahren (das heißt: nicht den Fahrer angerufen, weil ein Auto zu fahren darf so was wie ich natürlich nicht. Zumindest glaubt so mein Vater). Ich stand dort, im Schatten der Hausmauer und wartete, was weiter passiert. Er hat noch zwei Stunden beim Arbeiten verbracht. Dann fuhr ein Auto in den Hof hinein. Aus dem Auto kam eine Frau mittleren Alters. Bald erschien Rudolph. Die Frau kam ihn nah, küsste ihn, umarmte ihn, dann setzten sie sich ins Auto und fuhren weg.

Ich glaube ich hatte Fieber. Mein Rudolph hat mich verraten. Er liebte mich nie! Er verstand mich nie, er tat es einfach so als ob er mich verstand und liebte, als ob ich ihm – anders als den Anderen – nicht scheißegal wäre! Was er wollte? Na, ist doch ganz klar! Er war von meinem Vater bezahlt. Alles von meinem Vater bezahlt! Er hat über meinen jeden Atemzug Kontrolle! Er hat mein ganzes Leben unter seiner Kontrolle. Er hat mein ganzes Leben zerstört, er ist schuld, dass ich kein Mensch bin!

Ich schlief nicht und vergas diese Tabletten zu nehmen, die ich immer für Rudolph und im Namen Rudolph angenommen habe. Jetzt war es alles Wurscht. Nichts hatte mehr Sinn.

Erst im Morgengrauen ist mir eingefallen was ich tun sollte. Dieses Mal wird es anders sein! Ich werde dieses Mal kein Opfer sein! Ich werde sie alle bestrafen. Ich werde den Verräter, Rudolph, umbringen.

***
–          Ich bin gekommen, um mich von dir zu verabschieden.

Meine Stimme klingt so lustig kalt und fremd. Ich hole die Pistole meines Vaters aus der Tasche raus. Das ist ein Moment des Willens, das ist ein Hauptpunkt meines Lebens! Ich bin kein ich mehr, ich bin keine behinderte verrückte Tochter, die am besten von der Welt isoliert werden muss, damit man es nicht weiß, dass dem Herrn Minister so ein Missgeschick passieren könnte. Ich bin jetzt eine verratene Frau, die für den Verrat Rache nimmt. Ich nehme Rache nicht allein dafür, dass Rudolph eine Nutte, eine andere Frau hat. Ich räche mich dafür, dass kein Mensch mich jemals ernst genommen hat, dass keiner mich verstanden hat, dass ich immer allein und der Welt entgegengestellt war. Für all dies muss jemand bezahlen.

Ich ziele den Rudolphs Kopf an und es fällt mir plötzlich ein, dass jemand hinter meinem Rücken steht. Ich drehe mich ängstlich um, da ich es schon von vorne herein weiß, wen ich da sehen werde.

Er steht hinter meinem Rücken, der schwarze Engel. Er schaut mich streng und traurig an. Er allein versteht mich so gut. Er allein.

Der schwarze Engel lächelt mich ermutigend an und öffnet seine Arme für mich. Jetzt kapiere ich langsam… Ich bringe die Pistole zu meinem Kopf und lächele zurück.

–          Endlich bist du hier. – Sage ich und ziehe den Abzug voll durch.





Red Riding Hood retold in Stephen King’s manner

13 02 2012

Red Riding Hood clicked the start button of her Walkman as she followed her mother down the forest path. Of course she knew that it was quite rude not to listen, but who cares as long as mom will keep mumbling about what a piece of shit Red’s father was. Yeah, what a piece of shit is it all! Everything is!

Since Mr Hood has packed his things into his old shabby suitcase (the one he had with him when they were off on their honeymoon with mom, yes) and accompanied with shriek of his wife left and hit the door against the door frame so that Blue, Red’s little brother woke up upstairs and started his squealing; since that day mom seemed to be speaking about it only. How crappy her life used to be and how crappy the dad was and so on.

Oh, how I wish she would just shut up and let us enjoy the walk!

Still deep in her thoughts Red mumbled, “I’ll be back in a moment” – and stepped out of the path into the woods.

Bushes scratched her legs as if they wanted to hold her. Good that she put on long jeans. She’d have to be careful though in order not to tear them against these wild crazy plants. Mom would be furious.

What red wanted was actually to pee, and so she did, and then as every reasonable girl, she turned round and went in the direction she meant to be right for coming back to her mom.

Where am I? I should have found her by now! Damn.

A basket with a cake and a pot of butter seemed to be so heavy now. The forest suddenly became so thick and so impenetrable and so wile. There must be wild animals… How do they call them… carni.. carnivorous or something of the kind. Oh damn it damn it damn it! Where is my mom.

Daylight started to bleach, the air looked cloggy and murky and stiff, and Red kept walking in the direction she meant to be right, but there was still no trace of a path or her mother or any signs of human civilization. In addition to that slight fog that started drifting down to the earth in the morning now went up and swirled all around the girl. The fog covered bushes and trees and turned their silhouettes into grotesque monsters spreading their arms to embrace her, to cuddle her, to make her sleep and never wake up… Oh she was so tired! That is when she heard the voice. It was quiet and somehow both sinister and charming at the same time, it seemed to come out of nowhere and from any side she would look at.

“What are you doing here in this wood? Don’t you know little girls are prohibited to walk on their own without some proper company?”

“Who are you? I am not afraid of you! – shouted Red Riding Hood as loudly and as fearlessly as she could do. Her body shook with fear, but, whoever was this creature, it shouldn’t know how horrified she was. – And by the way, I am not little!”

“Aren’t you? – asked the voice rather ironically. – What do you have there in your basket?”

“Tha-that’s not your business!”

“Oh is it? That is how you speak to strangers!”

“Mom taught never to do so!”

“And you always do what your mother says?”

“No!”

Stop doing that. Stop talking to him! He is probably some perverse guy from those news-blocks when mom tells you to go away and not watch and then the whole neighbourhood discusses some girl from the school was found dead or even worse – raped.

Red did not actually know what this word meant – to rape, and when she asked her mother she was told she was still too young to worry about that rubbish. But obviously not too young to get lost in a forest and face some maniac now.

“Show me who you are and then I answer your question!” – She shouted, looking as fearlessly as she could.

And then he stepped out of the fog and darkness. His eyes were shining with cold ruthless, – hungry! – light and he had some fur and big teeth and enormously big paws and he seemed to be a kind of a wolf but bigger and with human face, so merciless human face.

“Who are you?” – The poor child asked.

“I am the Lord of the Lost” – he said and his eyes sparkled and his teeth were so big and so sharp.

And she knew he was what he said, and even more, she knew she already met him before. There and then, three years before as she was visiting her grandmother on Sunday as usually, with a butter pot and a cake as today and the grandmother was no longer there. She was, her body was, but she would never answer as Red called her name stepping over the threshold of the bedroom. In that bed she lay, no blood was there on her face or on the4 bed linen, but in her widely opened eyes stood that terror, that mystical horror of seeing something inhuman. And Red felt it as well, she felt the thickness of air in the room and this tickle somewhere down the spine as if somebody was watching her every move… Now they met. Game over. Now way to escape.

“Give me what you have there” – ordered the voice.

No! Not so easy! You have to resist! Big girls don’t give up so easily!!

Like in slow motion Red Riding Hood threw the basket in the direction where the Lord of the Lost stood, turned round and rushed away. Her heart was beating in a wild tempo now, and the whole body and soul were overwhelmed with prehistoric savage fear and instinct of survival. No one dares to take her life away! Not in that way! Not like this! Not now!

And she ran and ran and ran, and the bushes seemed to grab her with their wooden claws and pull her back to the wolf. She fell once but stood up right away and went on running. The moon disappeared from the sky and the sky disappeared too, the whole world turned into this solid ground under her shoes and the bushes and the fog and the fear…  And then she fell again, this time down the slope into the darkness and as she was rolling down, she though “This is how it always ends in horror movies”. A second after she hit her head against something very big, very cold and very solid and darkness took over her.

……..

The first thing Red saw when she opened her eyes was white ceiling. Then she smelled some mixture of herbs and spirits. Hospital! It was hospital! Back to people!

Red moved her hear and a light sigh escaped her bluish dry lips. Her mother and her father sat there at both sides of her bed. For the first time in many-many months they were not scolding. All they did was looking at her.

“Oh darling you’ve scared us! – Her mother said and her voice trembled. – We thought we would never find you again! But why, why on Earth did you leave the path?!”

“I fought the Lord of the Lost, – replied Red, staring at her father. – I fought him, really”.

We know, darling. You did it great! You are really such a big girl now!” – He answered.

Red Riding Hood closed her eyes. There were so many things to say, but she just had no energy to do it. Some inner feeling told her she would have many other opportunities later, and so she gasped and fell asleep.

The Lord of the Lost closed the door, took off the suit of Red’s father and turned back to the sleeping girl. His eyes glared with carnivorous fire.





Three Little Pigs retold in Austenean Style

13 02 2012

Once upon a time when pigs spoke rhyme

  And monkeys chewed tobacco,

  And hens took snuff to make them tough,

  And ducks went quack, quack, quack, O!

It is a truth universally acknowledged that a single wolf in possession of a good fortune must be in want of a pig.

However, little is known about the feelings of both the Wolf and the Pig at the moment of their acquaintance and the very development of what later unavoidably leads to a happy union.

Mrs Sow Pig-Bennet suddenly realised that her sweet little piglets Jane, Elizabeth and Lydia were of the proper age to find descent Wolves and start the life of the housewives of their own. These thoughts are quite troubling for every mother, as long as Longbourne, a farm where Mrs Pig-Bennet lived with her husband and children, was by all means quite an average real estate in the middle of the most provincial countryside one could only imagine. In this situation nothing left to poor Mrs Sow than to tell her dearest daughter-pigs now they had to start building their houses without any serious hope some decent wolf would come around and huff and puff on these houses. However, it is better to try than to regret you never dared trying, isn’t it? And so three little pigs started building their houses in hope they would attract attention of some interesting bachelor.

Lydia was the youngest of them and the most creative, even though not the smartest one. She found some straw and made a lovely little house of it. In this house Ms. Lydia Pig-Bennet could drink tea with her friends and dream of a wolf charming once passing by. And that was what happened, indeed.

Mr Wolf Wickham soon appeared in the neighbourhood. As a true Victorian gentleman he had very much money and very few things to do but to travel from village to village and huffing and puffing and the young pigs’ houses.

As soon as Mr Wickham so a lovely straw-house of Ms. Pig-Bennet, he felt an eager desire somewhere at the very depth of his soul to try huffing and puffing it. And so he said to the the little pig:

“Little Lydia, little Lydia, let me come in!”

Oh how happy she was, the little Lydia, that a wolf first saw her and not her elder sisters! What an indecent pleasure it gave her, the knowledge that she was definitely more interesting and appealing to a wolf than her snobbish smart sisters! However, every proper pig knows what is allowed and what is prohibited for a well-bred young pig to do, and, though her heart was trembling with exultant expectation, little Lydia answered:

“No, no, by the hair of my chiny chin chin.”

The wolf then realised that Lydia was quite into playing with him, and of course he answered to that:

“Then I’ll huff, and I’ll puff, and I’ll blow your house in.”

And so he huffed and he puffed and – oh, what a misfortune! The straw house of poor Lydia was completely broken, and she had nothing more that would protect her against the greedy looks of Mr Wolf Wickham. “Isn’t it great?” – thought the little pig and ran away with the wolf, what, of course, was far beyond the borders of what a well-bred pig could allow to happen.

The other little pig was Jane and she was indeed much cleverer than her poor careless sister Lydia. For her own house she used a bundle of furze, and as soon as the house was ready it turned out, one more wolf entered the neighbourhood. This was quite an interesting candidate indeed! Mr Wolf Bingley has even purchased a house of Netherfield near Longbourne and near the place where three little pigs were building their own houses. Oh how happy she would be, the little Jane, if she would somehow draw attention of such a party! And so she sat in her little house and waited till Mr Bingley would probably come round. This is what happened indeed.

First he bowed in a very gallant manner, and the little pig answered with a curtsey. In order to support and develop this success Mr Wolf took little Jane to dance, and there they were swaying in the waves of a refined country music when he finally said:

“Oh my dear little Jane, let me come in.”

“No, no, by the hair of my chiny chin chin.” – She answered, as she was of course taught how to behave with a gentleman.

“Then I’ll puff, and I’ll huff, and I’ll blow your house in.”

So he huffed, and he puffed, and he puffed, and he huffed, and at last he blew her little house down. Jane was so glad to see him being so purposeful, and she decided to write a letter to her dear sister Elizabeth when Mr Wolf Bingley turned round and disappeared in early morning fog somewhere there where behind the horizon the big farm of London lay.

The heart of the poor little pig was completely broken! She spent days and nights weeping and scolding herself for being such a snobbish pig and not showing Mr Wolf how much she cared about him! Couldn’t she build her house of straw or what?

There was one more wolf that appeared in the neighbourhood just at the same time with Mr Bingley. This one was called Mr Bad Bad Wolf Darcy, and everybody said quite soon the world has never seen more snobbish and unpleasant wolf before. What a pity for little Elizabeth that he paid his attention on her!

One day he stood there in front of her house made of lovely pink brick and said:

“My dear not-beloved little pig! Your parents neither have a good fortune to provide you with nice dowry, nor did they have enough brain to bring you up in a proper way. Your elder sister Jane was silly enough to fall in love with Bingley and your other sister was even sillier to run away with Wickham, and so she dishonoured the whole family. I hardly see why I should pay my attention to the pig with such a background as yours, but as long as I am such a true gentleman, I’d still like to try and propose. Would you like to let me come in and marry you and bore you with my snobbism forever and ever?”

“I’d rather hang myself than allow you to do that to me!” – Little brave Lizzy answered.

Mr Darcy was disappointed and charmed at the same time: what a pride and what a temper this lovely little pig had! However, it was more than clear he behaved like a true swine (though he was a wolf), and there was hardly anything in the world that would improve the image of him poor little Lizzy got.

And so he didn’t huff and he didn’t puff, but he went away and did not come back for a very long time. What he did was he found the poor silly Lydia and her Wolf Wickham and brought them back in Longbourne and forced them to marry in a decent way. Then he got to London and brought back his friend Bingley and forced him to beg for Jane’s pardon and then marry her. Finally, he wrote a touching but very immodest letter to Elizabeth in order to show her what sacrifices he had to make in order to deserve her attention.

By this time Lizzy had enough time to think over her behaviour to Mr Bad Bad Wolf Darcy. She suddenly realised to her own dread that she had never been impartial to him. Oh, how cruel she was! Then she got the letter from Mr Darcy and she first cried for a fortnight and then she understood what she had to do. A brave little pig bough some dynamite and blew up her lovely house made of pink brick.

When Bad Bad Wolf Darcy finally visited her again, she was sitting there among the broken bricks in a great mess waiting for him. How happy they were to see each other! Do you know what happened next? Right you are! Mr Bad Bad Wolf married Elizabeth Pig-Bennet and they lived happily ever since.





Gerald Grant’s Story

10 02 2012

‘So, what d’you prefer to drink?’ asks Gerald as we’re taking seats at the table in the dark corner of the room.

The pub is surprisingly empty for a Saturday evening: there’re only two more visitors apart from us, both male, sitting at the counter with their beers, watching a football match. Manchester versus Liverpool. Sleepy bartender polishes glasses, deep in his own thoughts: what a more boring and typical thing a bartender could do in this world?

‘A kilkenny please.’ I say.

Gerald nods and goes to make an order. He looks pretty much different from what I got used to see in the office – no relaxed self-confidence and restrained “I-keep-smiling-as-long-as-you-keep-the-distance” friendliness. I could swear he feels confused and clumsy with me: something I can understand quite well, too. The social distance between us is just enormous: me, a fresh office plankton, still silently rejoicing about a great luck to have got this secretary´s job,  and Gerald, an acknowledged super-star of the journalistics, a photo-reporter for his own articles as well. It wouldn´t be a slightest exaggeration to say he has visited, described and shown in photos all the hotspots of politics of the last 5-10 years. I can think of his earlier photos of Yugoslavia at war, too. I was about 10 years old when they had been published, and I wonder if these were not my first account of a bigger world outside of my playroom back then. They stroke my childish psyche like a thunder. I also remember on the first time I saw Gerald Grant in person, jolting like a firebolt across the editorial rooms (dreamy gazes of our girls included), it was a bit of this professional bliss: jeez, am I that good to be allowed to work for the same newspaper?

One may easily imagine my blunt astonishment when he, Gerald Grant, not less, has offered me a drink tonight. I never thought he knew my name. I would have sworn celebrities of this rang never notice the names and faces of people administering their mail or proof-reading their commas back to the grammatical norm. No false modesty, I think I am doing my job well, but hell…

In contrast to those dreamy girls mentioned, surprisingly, not a slightest glimpse of romance occurred to me: equally well could I wait for romance from Her Majesty the Queen, whose picture hung on the nearest wall of the pub. I would suspect sometimes people just want to talk and so they pick up someone able to listen to them. For tonight I am all ears.

I turned professional with listening and understanding people. Living all alone, in a new country with absolutely no social contacts but the landlady’s cat and the two books you’ve managed to cram into 20kg limit weight package can make one quite a poor speaker – and a good listener. For me these books are “The Little Prince” and “Eleven minutes”, so apart from feeding the cat, a nasty moody beast, I spend my evenings reading either about the fox and the rose, or about the prostitute named Mary. Working overtime is, respectively, no problem for me and, as long as I am paid for that, I am always there. But Gerald, that should be a different story. Seeing him staying overtime yet again for the fourth evening in a raw loosened my tongue and subordination feeling, and, „The Horror! The Horror!“ I asked him why on earth he wasn´t heading home? Was there no… I don´t know, oversized blond chick, her lips and breasts blown up on the brain expense? Was there no true English wife, two beautiful fair-haired boys, a dog and an emerald lawn to run to? No boyfriend? Grant gave me a long thoughtful look most of our office girls would die for and then all of a sudden I was invited for a drink.

Gerald comes back with two ales. He positions himself at the darkest corner  of the table so that no one but me can see his face – and even I am not able to distinguish his facial expressions. Then he lights up a cigarette, his fingers tremble a little – or it only seems so.

‘You won’t have problems because of being here with me, will you?’ – He asks after a small pause.

‘Hopefully the cat I live with is not too jealous and will let me into the flat after such an unfaithfulness from my side.’

‘You don’t have anyone?’

‘Nope. And my family is pretty far away now.’

‘I see.’ He sighs thoughtfully. ‘Almost like with me.’

‘D’you have a wife living 2500 miles away?’

‘No, she’s kind of farther for the last few years.’

The silence hangs in the air. It feels like he wants to go on speaking about his wife but something keeps him from doing that.

‘Want to tell me about it?’ I ask politely.

‘Are you sure you want to hear a melodrama?’ Gerald’s voice sounds cynically impatient for someone, who was about to speak about his family. I nodded – why not? ‘I order some whiskey for myself then, ok? Want some too?’

I thank and say I don’t. As he goes to the counter again I think with a slight self-irony it will be quite in a style of Stefan Zweig’s novels now: a patient and quiet narrator listening to a story of someone’s past and shameful passion. I’m not a big admirer of such a didactic prose, so let me hope it will just be a trivial story of life and death.

Gerald comes back with a glass of whiskey. He first drinks it up, then takes a deep puff at his cigarette and finally remains silent and strained, blankly staring at the space in front of him.

‘You are free not to tell me anything, if you like.’ I say cautiously. None of the muscles of his face moves, but he says then after a short pause:

‘To tell you how the story ends so that I don’t bore you with too many details, my wife and my little son were hit by a car eight years ago. They died before the driver realized something was wrong. He was drunk like hell. I stood five yard away – wanted to find the car key before crossing the road. My wife was 28, and Tommy, my son, was 3.’

I don’t know if my looks gives out how earth-shuttered I am. It feels so, like the silly joke about the melodrama I made to myself came true just because I did say it. Silly feeling, of course. And again… You always know, we are all mortal. According to some statistics, 2 people on the Earth die every second. Reading newspaper articles about one more tsunami, revolution or terrorist attack one is never stunned, one never feels physically bad about what happened. It all happens somewhere else, in a different universe, not your universe. But when one says, so quietly and impatiently, ‘my wife and my son died, hit by a truck’, it feels absolutely different. It actually aches.

‘You know,’ he continues, without looking at me. ‘I didn’t tell it to anybody. They all seemed to know. Creak, the chief editor of the “Sun” where I worked then, met me with his fucking friendly embrace on the following morning. Told me I should not have come to the office, I should have taken a couple of days off to swallow it all. The whole office was silent when I walked in. And when I came out after talking with Creak. They only stared at me, as if they understood what it was like.’

At this point he squashes his cigarette at the ashtray with anger. Gerald’s hands shake, the sight fixed on the table-top, as if he needed something real to hold on to. It is so silent, that I can hear the ticking of his wristwatch. His mouth is twisted in scorn. He grasps the pack of cigarettes, takes one out with visible effort, lights it and inhales deeply.

‘You know, I never loved her. Christine, my wife. I mean she was alright, she was relatively smart and relatively attractive. She could even cook. She was OK in bed. A good wife, not marvelous, but a good one. ‘

Ah, there’s the rub! – So would I say, speaking Shakespearian English. The feeling of guilt for not being – to his own mind – a loving husband. Loving enough to match some expectations – his or her.

‘You wouldn’t marry her if you didn’t love her at some point, right?’ I said cautiously.

‘Not sure.’ Gerald rubbed his hand over the face. One more puff of the cigarette. ‘I used to work with her father at the very beginning of my career. He was a great man, you know. Taught me everything I know. He was a leading figure in the reportage filming. He began with the Korean War, managed to make photos of the Cultural Revolution in China, then Vietnam, the Falklands, was accredited to work in Cuba for quite a long, in Moscow and made a trip around central Russian cities, something unbelievable at that time.‘

‘We met in Afghanistan at the end of 80s and became kind of friends. Well, you know, like Johnson and Boswell, but Christine’s father also trained his admirer to do something good on his own. I believe I was devoted to him like a dog. To marry his daughter was like to be allowed to stand at the church altar with the priest. A religious rite almost.‘

‘And we did live quite good, we didn’t quarrel much, she didn’t mind living in a tiny flat, the half of which was crammed with films, reagents and so on. She waited patiently and supported me day after day as I climbed my damned ladder of success. When I traveled, she waited at home, she had no problems with her pregnancy, at least I didn’t know about any. She was always there if I needed support or comfort.’ At this phrase he waves his hands passionately, mumbles ‘Hell!’ and remains silent and immersed into his thought.

I feel more like a decoration for his catharsis at the moment, there could be any other person on my place to hear to this story, and it wouldn’t matter much. I only wonder how he managed to keep it all in him for so long.

To my astonishment no one has paid any attention on us – or it only seems to me that Gerald speaks quite loudly – just because of what he’s saying? We are interrupted anyhow, the informs he closes the pub in 20 minutes.

Gerald doesn’t seem to hear it, and I only shake my head – OK, we got it – and then carefully touch Gerald’s hand.

‘Go on please.’

He shrugs his shoulders convulsively.

‘It was all to hell, that she was good, you know. I don’t know what’s wrong with me. It just wasn’t enough. I don’t know if I wanted passion or if I wanted indifference and rejection. Or if I wanted a woman who would be just as strong as me, who would make a scandal because of my trips – and they were dangerous. A woman, who would make a real scandal, a great mess, who would smash dishes and say she just doesn’t want me go, that she doesn’t care if I love my work, that she doesn’t give a damn, if people live or die in my Yugoslavia or Timor, that she needs me, damn, me, not the very fact she is married to a promising journalist, to a ghost of a man, who is never at home. And when he’s at home, he works on his articles or photos. Or he reads. I wanted a wife who would be jealous if some woman would talk to me somewhere in a theater or at an exhibition. That she would be jealous about all female names in my organizer, even if these were my dentist and Tommy’s nanny.

‘I wish she would be able to do anything else but smiling, I wish she could cry from time to time, so that I could stay at home instead of running somewhere, sitting next to her, holding her and, half angry and half touched would hush her down. I wish I could hate her periods, so that she would turn into a harpy and dislike the very smell of mine. And I would be irritated, yes, irritated, but happy. I wish she would have problems with the baby and ask me for help. God, I wish I could feel she was real, she was a normal human-being with all the controversies and vices in addition to her freaking damned virtues!’

‘Xcuseme, guys, but  I ‘ave to close.’ All of a sudden we both realize the bartender stands right at the table. ‘The bill please. Come round the other time, guys, a bit earlier, yeah?’

Gerald stares at the man like a blind, it seems he doesn’t understand, where he is and what happens and what one wants from him. I grab my rucksack, take the purse and pay the bill. It feels so, as I was caught peeping at the keyhole or just in bed with Grant. Don’t really know why am so confused. With the same expression of boredom, sleepiness and slight irritation the bartender takes the money and follows us to the door.

Cool night air brings Gerald back to earth. He excuses himself, hastily feels in his pockets, pulls out a five-pound-banknote and gives it to me with the expression of extreme confusion:

‘I’m sorry, Ann, I’m so damned restrained. You shouldn’t pay the bill, here, take it.’

‘There is no big deal, really.’

‘Nah, take it, please. I invited you, here, take it. It is already so damned late, I should pay more respect to your time, you should have been home long time ago.’

‘That’s alright, Gerald.’ I don’t like his feverish politeness, people always do stupid things in this state. ‘May I offer you a drink at my place?’

‘Ah, what?’ He stops his bustle for a moment. ‘Nah, nah, that’s fine, I, I shouldn’t better have bothered you with my rubbish, really. Am seriously sorry, Ann. There is no matter. Shall I call you a cab?’

‘Gerald, I really don’t think it’s a good idea for you to stay alone now, it’s better if you stay overnight at my place, it is not that far away and you will still have a human soul to whom you can talk.’

‘Nah, nah, I’m already fine. Are you sure you don’t want me to get a cab for you? Or I can give you a lift – I’ve left my car at the parking lot there near the office… Nah, I don’t need a company, really. I guess it’s much better if I spend some time alone now. I do need it.’

‘OK.’ I finally say. ‘Only promise me not to do anything stupid, OK? And that you’ll be at work tomorrow – or probably already today, yep?’

‚No problem.’ He waves his hand, shifts from one foot to the other in light confusion, waves again then and goes.

I walk the dark narrow streets alone: forty minutes of hard and joyless thinking. Not a single light in the houses around me, I check the watch – it’s half past midnight. Confusion, philosophy and sympathy run through my head. That is so hard to imagine one could go through such a drama… On the other hand, the drama is absolutely banal; there are thousands of such families. And who knows what relations stand behind all those thousands of victims of senseless and silly death.

I should not have let him go. People at such state can do all sorts of stupid things. What if he takes his life? That is after all more than possible in such a situation! I shouldn’t have let him go like that…

But what can I do now? I have no idea where he lives. Probably the phone, yeah, I can find his phone number at least. Yeah, the contact data from the database I have – something good about being a secretary. But maybe I’m just taking it to close to heart? He’s a man after all, they always feel differently. And he has seen so many war conflicts, he has to know how to treat the stress, even such a deep and personal one…

I lie in my bed sleepless all night long. Not a slightest hope of falling a sleep. Thousands of thoughts. Half a dozen tries to call the bloody Grant and each time I stop myself from doing that, count till ten and go back to bed. Finally, a dim gray morning begins outside my window. The cat wakes up and as if it was a kind of her daily morning exercises starts scratching my soles and biting my toes. I yell and jump. OK, yes, I can may call him now. It’s better to look over-carrying and stupid, than to find out he’s shot himself tonight.

My hand trembles a little as I hold the receiver and count the long tones. Four, five, six, seven…

‘Christine Grant.’ Says a sleepy female voice on the other side of the line.

Taken aback, I hurriedly check the number. Right, here it goes: Gerald Grant, that’s his number.

‘Hullo?’

‘Erm, hullo, I’m really sorry I call that early, and I probably got the wrong number, erm, my database says it’s the number of Mr. Gerald Grant.’

‘Yes, indeed. He’s sleeping though. Are you from the editorial office, right?’

‘Right.’ My puzzlement cannot be described with words.

‘Ah, he won’t come today, I guess, he’s spent the whole evening working on the material for his new article, got home really late and I believe will sleep till noon at least.’

‘The article?’

‘Well, yes, his study on how people react on strangers’ tragedies and problems, you know. The one for the Sunday number.’

‘Aha…’ I say slowly. The hurricane of thoughts and feelings in my head. I grab on the receiver as hard I can, the room is swimming before my eyes. It takes about half a minute till I can control my voice again. ‘OK then, we won’t wait for him then…’

‘Yeah, that’s senseless. He is about to send the article in the evening though. I believe he does.’

‘Ah, by the way…’ I don’t know why I still ask something. ‘Am I talking to Mrs. Grant, right?’

‘You definitely do.’ She laughs joyfully. ‘Oh, I’m so sorry, the baby’s awake and wants my attention. Is there anything else I can do for you?’

‘Ah, no, no, thank you.’ I assure her quickly. ‘Well, you can give m greetings to Mr. Grant and Tommy. A great husband you have, he is always telling us so touching stories about you two.’

‘Oh yeah, I know!’ The laughter again. ‘I wish you a very good day then!’

‘Have a good day, Mrs. Grant!’

I sit there in my room, with a beasty cat, scratching my linen now as if she wants to tear it to pieces. The receiver in my hand lets out frequent and monotonous busy tone. It’s 6 AM. Really early. But still I’m afraid I will need whiskey in my coffee for breakfast.

March 31, 2011