I. Боже, verlasse mich nicht…*
*Боже – /boʒə/, de: bOshe, Vokativform für „Gott“/“Herr“ – LucyRenard
Боже, verlasse mich nicht.
In der tiefsten Nachtstunde, wenn kein Schlaf kommt,
Nicht und nicht,
Und Gedanken,
beflügelt und trotzig:
vom Motiv zu Motiv,
vom Gesicht zu Gesicht
Schwachsinn!
Stets um dieses Gesicht,
Kreisen,
kreisen,
kreisen
wie ein Hamster im Rennrad,
wie ein Boot ohne Ruder.
Ich bin müde, so müde,
Aufgespannt zwischen…
Diesem Aus-sich-selbst-Herauskommen,
Dem Vertrauen-lernen,
Der purer Menschlichkeit, die mir immer verwehrt blieb,
Der Menschlichkeit der Augenblicke,
von der ich mich immer so prächtig schützte,
Die mich aus der Bahn schleudert –
Ah, nein! Eher sanft hinausträgt,
so sanft,
so erschreckend leise,
so vertraut,
mit Halblächeln,
ich blinzle, stottere, rede Unsinn
und wache Nacht für Nacht.
Ich bin müde, mich zu wehren,
Atemzüge zu messen,
Augenblicke zu kürzen
– mit Messer!
Tief ins Herz
– so ist es besser!
So tief ins Herz,
In die unausgespochene –
Unaussprechliche –Tiefe
Der ungeformten Gedanken.
In die sinnliche Sinnlosigkeit des Sinns.
In die Erschöpfung des Nicht-Merkens.
Боже, lass mich nicht fallen.
Ich habe Angst. Solche menschliche Angst
Vor meinen zu fein gesinnten Sinnesorganen.
Sie helfen nicht mehr. Sie verblüffen.
Ich dachte, ich bleibe sachlich,
allgemein gültig,
sächlich,
Warum muss ich stets grinsen,
Als ob ich einen Luftballon verschluckt hätte…
Warum bin ich ich?
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